Abstract
Gynäkologie und Alter Gynecology and elderly women Aufgrund der demografischen Entwicklung in den Industriegesellschaften wird die Zahl hochbetagter Menschen steigen, dabei mit einem Geschlechterverhältnis zugunsten der Frauen. Denn ältere Frauen leben länger und leiden seltener unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auch aufgrund einer risikoärmeren Lebensweise. Daher ist es für die moderne Frauenheilkunde wichtig, dieses Patientinnenkollektiv in den Fokus zu nehmen. Ältere Frauen suchen seltener akut oder routinemäßig ärztliche Hilfe auf, um Vorsorgeuntersuchungen wegen gynäkologischer Beschwerden oder zur Prävention wahrzunehmen. Wenn sie sich in der Ersten Hilfe vorstellen, sind die häufigsten Symptome eine vaginale Blutung, akute Unterbauchschmerzen oder Beschwerden aufgrund von Schmerzen/Juckreiz oder Fremdkörpergefühl im Bereich der Vagina oder Vulva. Die häufigsten zugrunde liegenden Erkrankungen sind eine akute Zystitis, eine uterine Blutung,Tumoren im Unterbauch oder im Bereich von Vagina oder Vulva oder eine Descensus- Problematik. Die häufigsten chronischen Beschwerden sind die Harninkontinenz und der Descensus genitalis, welche beide durch den postmenopausalen Estrogenmangel gefördert werden. Falls eine Operation geplant ist, ist insbesondere auf die Komorbiditäten und den Ernährungsstatus der älteren Patientin zu achten als wichtigste prognostische Faktoren für die Operation. Postoperativ sind ein rascher Kostaufbau und eine schnelle Mobilisation anzustreben sowie eine prophylaktische Antibiose und Antithrombose großzügig zu erwägen. Die Behandlung der älteren Patientin sollte grundsätzlich interdisziplinär erfolgen gemeinsam durch die Gynäkologie und die Geriatrie. Frank C.-K. Chen1, Eric Hilf2, Elisabeth Steinhagen-Thiessen2, Jalid Sehouli1 1 Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Charité - Universitätsmedizin Berlin,Campus Virchow-Klinikum,Berlin 2Evangelisches Geriatriezentrum Berlin, Berlin
Reviewer: Ulrich Wedding, Jena und Gülten Oskay-Özcelik, Berlin
Chen F. Gynäkologie ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2010;6(1):58-67 publiziert 31.03.10 www.akademos.de/gyn ©akademos Wissenschaftsverlag 2010 ISSN 1614-8533
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