Abstract
HRT – ein Update für die Praxis HRT – update for practicing physicians
Die gelisteten Indikationen für eine »Hormonersatztherapie
« (HRT), seit Kurzem auch »menopausale Hormontherapie
« genannt, sind klimakterische, vaginale und
urologische Symptome sowie die Primärprävention der
Postmenopausen-Osteoporose – Letzteres eingeschränkt,
obwohl keine bessere Alternativen bestehen. Andere mögliche
präventive Einsatzgebiete sind derzeit nicht als Indikationen
gelistet, sollten aber individuell in Betracht
gezogen werden: So kann bei frühem Behandlungsbeginn
eine effektive Prävention hinsichtlich Herzinfarkte erreicht
werden. Auch das Risiko für kolorektale Karzinome ist
reduziert, bereits nach kurzzeitiger Behandlung. Ebenso
wird das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung gesenkt,
wobei allerdings im Alter um 50 Jahre begonnen werden
muss, um die Erkrankung, die meist erst im hohen Alter
kommt, zu verhindern. Im Allgemeinen können keine
sekundärpräventiven Effekte erwartet werden. Bezüglich
der Risiken sollte vor allem an das erhöhte Risiko für ischämische
Insulte gedacht werden, insbesondere bei älteren
Patientinnen mit Hypertonie. Jede Patientin sollte adäquat
über das Brustkrebsrisiko informiert werden, unter Vergleich
mit anderen Risikofaktoren. Experimentelle Daten
und Beobachtungsstudien weisen auf ein geringeres Risiko
hin, wenn mehr natürliche Gestagene wie Progesteron und
Dydrogesteron verwendet werden, aber um dies sicher
feststellen zu können, sind weitere Daten notwendig.
Hormonale Nebenwirkungen sind dosisabhängig, daher
sollten sowohl die Estrogene als auch die Gestagene in
den niedrigsten noch effektiven Dosen verwendet werden.
Hysterektomierte Frauen sollten nur mit Estrogenen
behandelt werden. Die transdermale HRT ist oft Therapie
der Wahl, vor allem für Patientinnen mit vorbestehenden
internistischen Risikofaktoren oder Erkrankungen. Für eine
indizierte HRT besteht keine Zeitbegrenzung, aber wenigstens
jährliche Untersuchungen werden empfohlen sowie
auch regelmäßige präventive Untersuchungen, mit oder
ohne HRT. Alfred O. Mueck1, Kai J. Bühling2 1 Schwerpunkt für Endokrinologie und Menopause, Universitäts-Frauenklinik, Landesinstitut für Frauengesundheit Baden-Württemberg, Tübingen 2 Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg Reviewer: Anne Schwenkhagen, Hamburg, und Petra Stute, Bern
Mueck A.O. HRT ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2014; 10(1): 4–21 publiziert 31.03.2014 www.akademos.de/gyn ©akademos Wissenschaftsverlag 2014 ISSN 1614-8533
|