Abstract
Evidenzbasierte Fetalüberwachung Evidenz based fetal assessment Die Kardiotokografie (CTG) stellt weltweit die am häufigsten
genutzte Methode der Fetalüberwachung unter der
Geburt dar. Insbesondere bei Risikoschwangerschaften kann
das antepartuale CTG Hinweise auf eine fetale Gefährdung
liefern. Verschiedene Stör- und Einflussgrößen verursachen
eine hohe falsch positive Rate des CTG (bis zu 60 %), die
aber schon durch eine Verlängerung der Registrierdauer
(fetale Tiefschlafphase) bzw. durch den Einsatz der Dopplersonografie
reduziert werden kann. Die objektive Bewertung
des CTG gelingt am besten durch eine visuelle Quantifizierung
der Einzelparameter der fetalen Herzfrequenz (FHF)
in einem Score. Voraussetzung für eine gute Interpretation
der Herzfrequenzsteuerung sind Kenntnisse zur Physiologie
und Pathophysiologie der fetalen Herz-Kreislauf-Regulation.
Der Vorwarneffekt des CTG für eine fetale Dekompensation
ist mit null bis drei Tagen sehr kurz, sodass
additive Verfahren mit größerer Vorwarnzeit (Dopplerultraschall,
Fruchtwassermenge, Kineto-Kardiotokogramm =
K-CTG) bei gefährdeten Schwangerschaften einzusetzen
sind. Dass die fetale Überwachung mittels CTG unter der
Geburt zu einem verbesserten neonatalen Outcome führt,
kann derzeit nicht belegt werden. Durch Schulungen zur
Interpretation des CTG an standardisierten Bewertungskriterien
und Training des festgelegten Handlungsbedarfs
nach Klassifikation des CTG lassen sich Fehlentscheidungen
verringern. Die hohe Falsch-positiv-Rate des subpartualen
CTG kann durch den Einsatz der Fetalblutgasanalyse (FBA)
reduziert werden. Die kombinierte Geburtsüberwachung
(CTG plus FBA) führt zu einer Reduktion von Krämpfen im
Neugeborenenalter und zu einer Reduktion vermeidbarer
operativer Entbindungen. Die Entwicklung von Online-
Analysen des CTG mit Quantifizierung wesentlicher FHFParameter
durch elektronische Verfahren hat zu einer besseren
Reproduzierbarkeit der Interpretation geführt, sodass
deren Anwendung empfohlen werden kann. Die Effektivität
von zusätzlichen Überwachungsverfahren unter der
Geburt wird in klinischen Studien weiter evaluiert. Andreas Nonnenmacher, Hartmut Hopp Klinik für Geburtsmedizin, Campus Virchow Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin Reviewer: Werner Diehl, Hamburg, und Wiebke Woltmann, Bremen
Nonnenmacher A. Evidenz ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2014; 10(2): 144–160 publiziert 31.07.2014 www.akademos.de/gyn ©akademos Wissenschaftsverlag 2014 ISSN 1614-8533
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