Abstract
Operatives versus exspektatives Vorgehen beim Management von spontanen Fehlgeburten im ersten Trimenon Management of spontaneous miscarriages in the first
trimester: Expectant care versus surgical treatment Blutungen stellen eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen
im ersten Trimenon dar. Hierbei handelt
es sich in ca. 50 % der Fälle um eine intakte intrauterine
Gravidität, in ca. 20–25 % um ein »Windei« und in weiteren
25–30 % um eine »inkomplette Fehlgeburt«. Eine Extrauteringravidität
oder eine Blasenmole liegen je in 1–3 %
der Fälle vor.
Insgesamt enden bis zu 20 % aller klinischen Schwangerschaften
als spontane Fehlgeburten im ersten Trimester.
Auch seit mehr als 50 Jahren stellt die Abortkürettage in
den industrialisierten Ländern dabei die Behandlung der
Wahl dar.
In einer prospektiven Studie wurde daher der Vergleich
eines operativen mit einem exspektativen Vorgehen von
maximal 28 Tagen bei gestörten Schwangerschaften
kleiner zwölf Wochen post menstruationem durchgeführt.
In der Gruppe mit abwartendem Vorgehen wiesen
in wöchentlichen Abständen 54 %, 74 %, 81 % bzw. 84 %
aller Patientinnen ein leeres Uteruscavum und einen
Serum-β-hCG-Spiegel < 20 IU als Zeichen einer kompletten
spontanen Fehlgeburt auf. Die langfristige psychische
Verarbeitung der Fehlgeburt war bei exspektativem Vorgehen
tendenziell verbessert. Farbdopplersonografische
Messungen ergaben zudem, dass bei pulsatilem Blutfluss
in der Plazenta in > 80 % der Patientinnen eine spontane,
komplette Fehlgeburt innerhalb von sieben Tagen auftrat.
Aufgrund der vorliegenden Datenlage kann jenen betroffenen
Frauen, die von vornherein keine klare Präferenz für
ein exspektatives oder ein chirurgisches Vorgehen haben,
aufgrund psychologischer Überlegungen durchaus zu
einem abwartenden Vorgehen geraten werden. Auch die
Möglichkeit, selbst über die Form der Behandlung entscheiden
zu können, scheint sich positiv auf die seelische
und emotionale Verarbeitung des psychologischen
Traumas »Fehlgeburt« auszuwirken. Tamina Rawnaq, Moritz Döbert, Peter Schwärzler Frauenklinik der Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg Reviewer: Ulrike Friebe-Hoffmann, Ulm, und Sybille Schmidt, Düsseldorf
Rawnaq T. Operatives ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2016; 12(3): 246–260 publiziert 30.11.2016 www.akademos.de/gyn ©akademos Wissenschaftsverlag 2016 ISSN 1614-8533
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