Abstract
Ovarielles Überstimulationssyndrom Ovarian hyperstimulation syndrome Das ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS) ist eine
ernste, potenziell lebensbedrohliche Komplikation,
die infolge einer ovariellen Stimulation im Rahmen der
assistierten Reproduktion auftritt.
Die Ursachen der Entstehung eines OHSS sind noch nicht
eindeutig bekannt. Eine Schlüsselrolle spielt neben den
zur Follikelstimulation eingesetzten Gonadotropinen das
humane Choriongonadotropin (HCG), das zur Ovulationsinduktion
gegeben wird oder endogen durch den Eintritt
einer Schwangerschaft entsteht. Eine Reihe pathophysiologischer
Mechanismen lösen das OHSS aus oder verstärken
es. Neben anderen Faktoren auf zellulärer Ebene
scheint der Vascular endothelial growth factor (VEGF)
der Hauptinitiator für das Entstehen eines OHSS zu sein.
Durch Erhöhung der Kapillarpermeabilität kommt es zu
Verschiebungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
mit Aszitesbildung sowie zu Veränderungen im Gefäßsystem
mit Thrombosegefahr. Da eine kausale Therapie
nicht möglich ist, sollten Risikofaktoren für die Ausbildung
eines OHSS erkannt und präventive Maßnahmen wie
angepasste Stimulationsprotokolle, Ovulationsinduktion
mit einem GnRH-Analogon im Antagonistenprotokoll,
die konsekutive Kryokonservierung von Vorkernstadien
(»freeze all«), die Infusion von Plasmaexpandern sowie die
Gabe von Dopaminagonisten und Metformin Anwendung
finden.
Trotz der Zunahme von reproduktionsmedizinischen
Behandlungen konnte in den letzten Jahren die Inzidenz
des OHSS durch die genannten präventiven Maßnahmen
stark gesenkt werden. Ziel der Arbeit aller Reproduktionsmediziner
sollte sein, eine OHSS-freie Behandlung ihrer
Patientinnen durchzuführen. Ingrid Nickel Kinderwunschzentrum Magdeburg Reviewer: Sören von Otte, Kiel, und Thilo Schill, Langenhagen
Nickel I. Ovarielles ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2017; 13(2): 116–131 publiziert 31.07.2017 www.akademos.de/gyn ©akademos Wissenschaftsverlag 2017 ISSN 1614-8533
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